Gleisbaufirma Walthelm ist insolvent

Bürgermeister Willy Hollatz sowie Bauamtsleiter und Geschäfts­führer der WBL Manfred Lütjen zeigen sich völlig überrascht

 

Wenn es denn noch eines Beweises bedurfte, die Insolvenz der Firma Walthelm und der totale Baustopp beim Projekt „Linie 4“ zeigen die grenzenlose Ahnungslosigkeit des Gemeinderates und belegen die mangelnde Kontroll- und Aufsichtsfunktion des Gemeinderates eindrucksvoll. Die gespielte Unwissenheit unseres Bürgermeisters sowie des Bauamtsleiters und Geschäftsführers der WBL ist unerträglich. Auf jeder Bauausschuss-, Finanzausschuss- oder Gemeinderatssitzung lauschten die Ratsmitglieder vertrauensvoll-gutgläubig und widerspruchslos den Ausführungen des Geschäftsführers der WBL. „Alles ist im Lot, es gibt keine besonderen Vorkommnisse, die berichtenswert wären“, so verlas Manfred Lütjen stets seine regelmäßigen Berichte zum Fortgang des Projektes „Linie 4“. In der Wümme-Zeitung vom 23.08.2013 träumt Herr Hollatz davon, dass man daran festhalte, den Bahnbetrieb noch in diesem Jahr aufzunehmen. In der Position des Bürgermeisters sind Realitätssinn, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit als Werte gefragt und nicht Wunschträume.

Seit Monaten gab es eine Vielzahl von Indizien, die darauf hindeuteten, dass die Firma Walthelm Probleme hat und die Baufertigstellung in weite Ferne rücken könnte.

Die Mitglieder des Gemeinderates blieben stumm, es gab keine kritischen Fragen in den Sitzungen, schon überhaupt keine kritischen Kommentare.

Aber nicht nur der Gemeinderat hat versagt. Auch die beiden Kontrollgremien der WBL, die Gesellschafter­versammlung und der Aufsichtsrat, haben versagt, kein Wunder, sitzen in diesen Gremien ebenfalls Ratsmitglieder aller Parteien oder deren Vertreter, die offensichtlich schon im Gemeinderat wenig Interesse haben, sich ihrer Aufgaben ernsthaft anzunehmen.

Bauamtsleiter und Geschäftsführer Manfred Lütjen lässt die Lilienthaler Öffentlichkeit in der Wümme-Zeitung vom 23.08.2013 wissen, dass man „den Baubetrieb zügig zum Abschluss bringen wolle. Wie genau eine solche Lösung aussehen kann, werde derzeit geprüft und zeitnah bekannt gegeben.“ Jetzt, nachdem die Firma Walthelm insolvent ist, will der Geschäftsführer der WBL prüfen, wie eine Lösung zum Weiterbau aussehen könnte. Am 24.08.2013 erklärt Manfred Lütjen in einem Interview im Weser-Kurier, dass die WBL nun eine Bestands­aufnahme von der Baustelle machen werde, um zu ermitteln, wie weit die Arbeiten in den einzelnen Bauabschnitten sind. Die Frage, wie weit das Straßen­bahnprojekt bereits realisiert ist, konnte Lütjen, so der Weser-Kurier, nicht beantworten. Selbst ohne die vielen Indizien zur Bauverschleppung und den offensichtlichen Problemen der Firma Walthelm in den letzten Monaten wäre es doch wohl die Aufgabe des Geschäftsführers der WBL gewesen, sich regelmäßig und zeitnah Informationen über den Baufortschritt und über mögliche Fehlentwicklungen zu beschaffen.

Es wäre unverantwortlich, sich weiterhin mit schwammigen Erklärungen und Wunschträumen durch die Verantwortlichen in der Gemeinde Lilienthal abspeisen zu lassen. Der Gemeinderat muss nun endlich seine Aufgabe der Kontrolle und Aufsicht wahrnehmen und sich von der Geschäftsführung der WBL und von seinen beiden Kontrollgremien (Gesellschafter­versammlung und Aufsichtsrat) eine umfassende Sachstands­information geben lassen. Die Bevölkerung erwartet Informationen darüber, wie es möglich war, dass niemand in der Verwaltung, in der Geschäftsführung der WBL, im Gemeinderat, in den Kontrollgremien der WBL, der Gesellschafter­versammlung und dem Aufsichtrat, die drohende Insolvenz der Firma Walthelm erkannt hat.

Die Bevölkerung und vor allem auch die durch Umsatzverlust leidenden Geschäftsleute erwarten dringend Aufklärung darüber, wie es mit dem Bau der Linie 4 weitergeht, wann der Bau unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen einer Insolvenz realistischerweise abgeschlossen werden kann und wie sich diese Verzögerung auf die Kostenentwicklung bei dem Investment-Projekt „Linie 4“ auswirkt. Der ursprünglich genannte Investmentanteil für Lilienthal in der Größenordnung von ca. 6 Mio. € dürfte schon seit langer Zeit Makulatur sein.

Ein Neuanfang muss her, und das geht ganz sicher nicht mit dem derzeitigen Geschäftsführer der WBL Manfred Lütjen. Eine Verlängerung seines Beamtenverhältnisses über den Tag des Erreichens seines 65. Geburtstags hinaus ist unverantwortlich, nachdem er bewiesen hat, dass er mit diesem Großprojekt deutlich überfordert ist.

Wir fordern den Gemeinderat auf, einer Verlängerung der Amtszeit von Manfred Lütjen zu widersprechen und die Stelle des Bauamtsleiters und Geschäftsführers der WBL mit einem Fachmann zu besetzen, der seine Aufgabe auch darin versteht, die Kontrollgremien und auch die Bürger dieser Gemeinde zeitnah und vollständig über die Belange des von ihm geführten Unternehmens zu informieren.