Zum Besuch Jens Böhrnsens in Lilienthal am 03. April 2014

 

Keine Einweihung stand an, es waren keine Entscheidungen zu treffen, nichts also von Belang, und dennoch besuchte Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen mit seiner Finanz­senatorin Karoline Linnert und dem Vorstands­vorsitzenden der BSAG Wilfried Eisenberg die Baustelle Linie 4 in Lilienthal. Offensichtlich wollte die hohe Delegation aus Bremen die am Boden liegende Stimmung zum Jahrhundert­projekt Linie 4 mit ihrem Besuch etwas aufhübschen. Zum Feiern gab es eigentlich nichts, ganz im Gegenteil, der WBL-Geschäfts­führer Manfred Lütjen ließ endlich unter dem Schutz der Bremer Delegation die Katze aus dem Sack. Die Kosten steigen und dies deutlich, und das wollte man verbal gut verpackt den Lilienthaler Bürgern fröhlich verkaufen.

Die Linie 4, ein Projekt, das sich immer rechnet und immer lohnt“, so flapsig kommentierte Bremens Bürgermeister die Kosten­steigerung der Linie 4!

Weder Bremens Bürgermeister Böhrnsen noch Lilienthals Bürgermeister Hollatz haben bisher anhand von Daten und Fakten belegen können, dass sich das Projekt Linie 4 überhaupt „rechnet und lohnt“.

Vor der Entscheidung zur Linie 4 waren sich alle Parteien und alle Fraktionen in Lilienthal einig, auch unser Bürgermeister Willy Hollatz, dass die Linie 4 nicht kommt, wenn der Lilienthaler Anteil größer als 4,1 Millionen € betragen würde. Am Tag des Besuchs verkündet der WBL-Geschäfts­führer Manfred Lütjen, dass der Lilienthaler Anteil voraussichtlich 9 Millionen € betragen wird, und nennt die Steigerung „sehr verträglich“. Eine echte Kosten-Steigerung um 125 %, wenn man von der einstigen Kostengrenze von 4,1 Millionen € ausgeht. Zu dieser Aussage, dass die Kostensteigerung „sehr verträglich“ ausgefallen ist, kann sich nur jemand versteifen, der die Bodenhaftung völlig verloren hat.

Und Bürgermeister Jens Böhrnsen verabschiedete sich dann noch mit den Worten: „Abgerechnet wird am Ende.“ Welch eine Erkenntnis! Der Bremer Anteil an der Linie 4 beträgt nach derzeitigem Stand 6 Millionen €. Offensichtlich muss das Bundesland Bremen, das von anderen Bundesländern alimentiert wird, den Kosten und der Entwicklung dieser Kosten von Investitionsvorhaben im Vorfeld keine große Aufmerksamkeit schenken, abgerechnet wird ja am Ende, wenn nichts mehr zu korrigieren ist!

Bürgermeister Böhrnsen und Bürgermeister Hollatz sind in ihren Beiträgen an diesem Jubeltag den Lilienthaler Bürgern die Beantwortung einer Vielzahl von Fragen schuldig geblieben.

Warum sagen beide Bürgermeister nicht, dass das Gesamtprojekt möglicherweise noch deutlich teurer wird als 64 Millionen €, nämlich dann, wenn der Insolvenzverwalter Kosten, die durch die einseitige Kündigung durch Lilienthal für die Firma Walthelm entstanden sind, eingeklagt? Warum muss Lilienthal 9 Millionen € zahlen und nicht wie ursprünglich vereinbart 10 % der Gesamtinvestitionssumme von 64 Millionen €, also maximal 6,4 Millionen €? Warum legt der WBL-Geschäfts­führer Manfred Lütjen keine Rechnung vor, die belegt, dass sich die Linie 4 „immer rechnet und immer lohnt“? Warum weigert sich der WBL-Geschäfts­führer Manfred Lütjen immer noch, die jährlichen Folge- und Betriebskosten der Linie 4 vorzulegen? Nach Berechnungen des Verkehrs­experten Prof. Dr. Deiters dürften diese jährlichen Kosten bei 1,2 Millionen € liegen. Für die Buslinien 30/630 und 670 zahlt Lilienthal heute ca. 430.000 €. Kein Wort hören wir von den Verantwortlichen, wie und wann Lilienthal die zusätzlichen Schulden der Linie 4 von ca. 9 Millionen € jemals zurückzahlen soll. Die Lilienthaler Verantwortlichen verschweigen auch, dass die ursprünglich veranschlagten Zuwächse bei den Fahrgastzahlen der Linie 4 durch die Entscheidung, die Buslinien 630/670 weiterfahren zu lassen, keine Gültigkeit mehr haben und damit das damals vorgelegte positive Rechenergebnis längst zur Makulatur geworden ist.

Mit flapsigen Sprüchen jedenfalls werden weder Bürgermeister Willy Hollatz noch Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen die Stimmung zur Linie 4 in Lilienthal ins Positive drehen können.

Die Bürger dürfen nun darauf hoffen, dass zumindest am Tag der Einweihung der Linie 4 alle Verantwortlichen aus Lilienthal und Bremen auf Schönfärberei verzichten und den Bürgern Lilienthals mit Fakten und Daten belegt die positiven, aber vor allem auch die fehlge­laufenen Planungen vortragen.

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Die im Text genannten Zitate entstammen einem Beitrag aus dem Nachrichtenmagazin "Buten un Binnen" von Radio Bremen, der am 03.04.2014 ausgestrahlt wurde. Zur diesem Beitrag gelangen Sie über den unten stehenden Link. Bitte hier klicken:

Radio Bremen
Buten-un-Binnen-Beitrag
vom 03.04.2014