Straßenbahn heizt Bauboom an - Wirklich?

Die Wümme-Zeitung verliert sich im Nirgendwo von Wahrheit, Neutralität und Objektivität, wenn sie über das Lilienthaler „Jahrhundertbauwerk“ Straßenbahn Linie 4 berichtet

 

Am 11. Februar 2014 titelte die Wümme-Zeitung „Linie 4 sorgt für Siedlungsdruck in Lilienthal – Bauplätze so begehrt wie selten“. Daraufhin haben wir mit unserem Schreiben vom 13.02.2014 die Wümme-Zeitung gebeten, ihre Behauptung aus ihrem Artikel vom 11.02.2014 durch Studien und Dokumente zu belegen, weil ihre Behauptung, die Straßenbahn Linie 4 sorge für Siedlungsdruck, ansonsten irreführend ist und die Lilienthaler Bevölkerung dadurch vorsätzlich falsch informiert wird. In einem Telefongespräch am 14.02.2014 bestätigte die Wümme-Zeitung, dass es keine einzige Studie oder repräsentative Befragung gäbe, die belegen könne, dass in Lilienthal die Straßenbahn Linie 4 für einen Bauboom sorge.

Nur einen Tag später setzte die Wümme-Zeitung noch eins oben drauf und titelte erneut in einem Artikel vom 15.02.2014: „Straßenbahn heizt Bauboom an“. Im Untertitel wurde diese Aussage dann noch einmal verstärkt mit dem Hinweis, dass Bauträger, Banken und Makler die Linie 4 als eine treibende Kraft sehen. Im Text selbst feiert die Wümme-Zeitung dann die Straßenbahn Linie 4 als treibende Kraft für den Bauboom in Lilienthal gleich neunmal.

Die Aussage, dass die Straßenbahn Linie 4 für einen Bauboom in Lilienthal sorgen würde, ist durch nichts belegt und ist schlicht und einfach falsch. Der Wümme-Zeitung ist es offensichtlich verborgen geblieben, dass wir in Deutschland seit Jahren nun einen Bauboom erleben. Gegenüber 2012 wurden 2013 in Deutschland 13,5 % mehr Wohnungen gebaut. Nach den Zahlen der Experten vom Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sogar um 25,1 % und in Zwei­familien­häusern um plus 14,2 %. Die Auftragslage im Baugewerbe ist in Deutschland so gut wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, sagen die Statistiker.

Auch wenn die Wümme-Zeitung es nicht für möglich hält, selbst in deutschen Städten und Kommunen ohne Straßenbahn oder ohne Straßenbahn im Bau zeigt sich dieser Bauboom. Dieser Bauboom hat mit einer Straßenbahn oder einer geplanten oder im Bau befindlichen Straßenbahn nichts, aber rein gar nichts zu tun. Dieser deutschland­weite Bauboom hat andere Gründe. Da sind zunächst einmal die extrem niedrigen Hypotheken­zinsen auf der einen Seite und auf der anderen Seite die gegen Null tendierenden Zinsen für Geldanlagen. Jedermann, der sein Gespartes auf die Bank bringt, muss zusehen, wie sein Geldvermögen Jahr für Jahr durch die Inflation auch noch aufgefressen wird. Nicht zu vergessen sind die in den letzten Jahren stetig gestiegenen und auch weiter steigenden Mieten für Wohnraum. Wenn der Bürger in Deutschland Vermögenswerte heute anlegen möchte, auf die er auch in der Zukunft und im Alter zugreifen kann, ohne dass diese Werte weitgehend aufgezehrt sein werden, dann bleibt dem Bürger kaum etwas anderes übrig, als sein Geldvermögen in Immobilienwerte umzuschichten. Das sind die Gründe für den seit Jahren nun anhaltenden Bauboom in Deutschland und auch in Lilienthal.

Dass die Gemeinde Lilienthal ein gefragtes Zuzugsgebiet im Umland von Bremen ist, ist unbestritten. Die Nähe Lilienthals zu Bremen ist ein wichtiger Grund für Bauabsichten in Lilienthal, ist Lilienthal doch von Bremen-Borgfeld nur durch die Wümme getrennt.

Aber der entscheidende Grund, der für Lilienthal spricht und der Bauwillige aus Bremen oder dem Umland anzieht, sind die deutlich günstigeren Grundstücks­preise in Lilienthal im Verhältnis zu Bremen. Darüber hinaus werden in Bremen nur wenige Baugrund­stücke angeboten, Lilienthal dagegen weist ein Baugebiet nach dem anderen aus.

Selbstverständlich spielt bei der Abwägung für oder gegen ein Baugebiet oder für oder gegen eine Kommune auch die angebotene Verkehrsanbindung, insbesondere mit öffentlichen Verkehrsmitteln, eine herausragende Rolle. Lilienthal hatte nach Bremen mit den beiden Buslinien 630 und 670 immer schon eine hervorragende öffentliche Verkehrsanbindung für die Bürger, die in die Innenstadt, zum Bahnhof, zur Universität oder zum Technologie­zentrum fahren wollten. Die Straßenbahn Linie 4 ist zu diesen beiden Buslinien 630/670 keine Alternative, weil die Linie  4 selbst von den Bremer Bürgern kritisiert wird wegen der viel zu langen Fahrzeiten von Borgfeld bis in die Innenstadt.

Es ist ganz offensichtlich, bei beiden Artikeln der Wümme-Zeitung vom 11.02. und 15.02 ging es vordergründig gar nicht um den Bauboom in Lilienthal. Es ging offensichtlich der Wümme-Zeitung darum, gemeinsam mit der Verwaltungs­spitze eine Rechtfertigung für das „Jahrhundertwerk Straßenbahn Linie 4 durch Lilienthal“ zu formulieren. Da kommt der Bauboom gerade recht, wie soll man sonst dieses Projekt rechtfertigen, das Umwelt und Natur zerstört hat, das die Schulden in Lilienthal nochmals um ca. 10 Millionen € Investitions­kosten anwachsen lässt, das jährliche Betriebs- und Folgekosten von über 1 Million € verursachen und damit nahezu dreimal so teuer sein wird wie die Kosten für die Buslinien 30/630/670, das keine gute Verkehrs­anbindung für die Lilienthaler Bürger bietet, die in die Innenstadt, zum Bahnhof, zur Universität oder ins Technologie­zentrum fahren möchten, weil die Linie 4 eine viel zu lange Fahrzeit benötigt, um von Borgfeld bis in die Innenstadt zu kommen.

Der Versuch der Wümme-Zeitung, die Linie 4 durch Lilienthal als eine gelungene Investition für Lilienthal ins rechte Licht zu rücken, wird misslingen, weil spätestens nach Inbetriebnahme für jedermann nachprüfbar sein wird, ob die Straßenbahn in Lilienthal angenommen wird oder nicht. Beobachtet man die Fahrgastzahlen der Linie 4 in Borgfeld, eine Strecke, die jetzt seit vielen Jahren in Betrieb ist, dann stellt man fest, dass die Anzahl der Fahrgäste der Linie 4 verschwindend gering ist und schon überhaupt nicht mit der großen Anzahl der Fahrgäste zu vergleichen ist, die die Buslinien 630 und 670 täglich nutzen. Die Lilienthaler Verwaltung wird dann auch nicht mehr mauern können, wenn sie erklären soll, auf welche Rekordsumme die tatsächlichen Investitions­kosten der Linie 4 und damit die Gesamtschulden der Gemeinde geklettert sein werden, und die Verwaltung wird dann auch nicht mehr verhindern können, die tatsächlichen jährlichen Folge- und Betriebs­kosten zu nennen und zu sagen, wie viel Mehrkosten damit jährlich auf Lilienthal zukommen.

Wir sind gespannt, mit welchem Argument Wümme-Zeitung und Verwaltungsspitze dann im Chor mit den Befürwortern der Linie 4 den Lilienthaler Bürgern einzureden versuchen werden, wie sinnvoll doch die Entscheidung zum Bau der Straßenbahn Linie 4 war.

 

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